Willkommen zu TextHacks. Heute mit einer Urlaubs-Edition. Ihr bekommt 30 Best-of-Hacks plus 3 neue Links, die ihr lesen könnt, bis ich aus Slowenien zurück bin.
3 TextHacks-Wartezeit-Links
Wochenrückblicke auf Social Media sind ein beliebtes Format auf den Accounts von Politiker*innen. Warum ihr das nicht machen solltet, hat Carline Mohr in ihrem Newsletter aufgeschrieben. Sie präsentiert 3 Tipps und 2 Formatideen, wie ihr es besser machen könnt.
How to Newsletter 1: Franziska Bluhm hat eine Serie gestartet, in der sie erklärt, wie ihr den perfekten Namen findet, wie oft ihr senden müsst und wie ihr das rechtskonform tut. Hier entlang.
How to Newsletter 2: Victoria Weber hat Newsletteria erfunden, einen Email-Onlinekurs für Einsteiger. Dort zeigt sie ihre stärksten Folgen, die zu Verkäufen geführt haben, präsentiert 11 Content-Elemente und Willkommenssequenzen und verrät Wachstumsstrategien. Plus: TextHacks-Gastauftritt. Hier kommt ihr zur Anmeldung (Affiliate-Werbung, das heißt, wenn ihr bucht, bekomme ich eine Mini-Provision)
30 Best-of-Hacks
Komplizierte Texte entstehen meist, wenn die Quelle kompliziert schreibt: eine dpa-Meldung im Nominalstil, eine wissenschaftliche Studie in Fachsprache, eine Pressemitteilung voll bürokratischer Sprache. Tipp: Lest den Text oder eure Notizen gründlich, legt die Quelle weg, und schreibt eine Meldung aus allem, was euch einfällt und wichtig erscheint in euren eigenen Worten.
Lest den Text laut vor. Die Stellen, an denen ihr hängenbleibt, sind vermutlich zu kompliziert oder verschachtelt.
Ihr MÜSST alles selber verstehen, was ihr schreibt. Klingt banal, aber passiert selten.
Überladet eure Sätze nicht mit Infos. Grundregel für informative Texte: eine neue Information pro Satz, ein Thema pro Absatz.
Findet Nominalstil, indem ihr euer Dokument nach der Endung “ung” durchsucht”. Nominalstil bedeutet, dass Verben durch verwandte Nomen ersetzt werden. Beispiel: “die Öffnung der Tür”.
Füllwörter, die du auch mal wieder endlich streichen solltest: auch, noch, immer mehr, sogar.
Für jede Stunde, die du mit einem Text verbringst, beschäftige dich zehn Minuten mit Überschrift und Teaser.
Anfängerregel, die niemandem schadet: Aktiv statt Passiv. Den Text nach dem Wort “wird” durchsuchen. Und alle Formulierungen, die nicht Zukunft sind (Jemand wird etwas machen), ersetzen.
Unpopuläre Meinung: Das Gehirn braucht Wiederholung, um sich Dinge zu merken. Deshalb dürfen wichtige Punkte in Texten mehrmals vorkommen. Oder Tipps aus alten Newsletter-Folgen.
Verben machen Zeilen schöner. Nominalstil ist der Grund für die Unlesbarkeit der Überschriften.
Zahlen greifbar machen: „Das US-Unternehmen Blackrock verwaltet 10 Billionen Dollar.” Klingt beeindruckend, kann sich aber kein Mensch vorstellen. Fügt einen Halbsatz hinzu, der die Zahl greifbar macht: „Das entspricht dem Dreifachen der deutschen Wirtschaftsleistung.“ (Hacks für Wirtschaft)
Kürze deinen eigenen Text am Ende IMMER. Niemand schreibt perfekt kurze Texte.
Schreib zuerst deine Zwischenüberschriften auf, alles, was nicht direkt dazu gehört, streichen.
Mach dir klar: Dein Text kann nie ALLES erklären. Er ist kein Sachbuch. Grenz dein Thema ein und nutze kluge Verlinkungen für Menschen, die mehr wissen wollen. Hack: Pack eine Verlinkung nicht hinter ein paar Worte, sondern nutze Formate wie dieses: (Diese Newsletterfolge erklärt die optimale Textlänge)
Bist du unsicher, ob ein Absatz wirklich weg kann, pack ihn unten ins Dokument in die Rubrik “Stehsatz für später”. Lies am Ende deinen Text. Ist er rund? Vergiss den Stehsatz.
Don’t kill your darlings. Kill your Expertinnen und Protagonisten. Die meisten Texte brauchen nicht mehr als zwei Expert*innen oder Protagonist*innen.
Nutze nur Wörter, die du selber benutzen würdest. Du darfst schreiben wie ein 16-Jähriger, wenn du 16 bist. Sonst nicht.
Reportagen-Hack: In der Mitte beginnen, nicht am Anfang; ein Cliffhanger, der das Publikum durch den Text trägt; ein überraschendes Ende.
Reduziere deine Wortbilder. Wichtiger als schön schreiben ist immer: einfach schreiben. Wenn du mehr als eine Metapher innerhalb von drei Absätzen nutzt: entscheide dich für eine. Oder null.
Fette wichtige Stellen im Text. Das mag designtechnisch nicht besonders elegant sein, aber hilft in Texten, die vor allem eine Funktion haben: schnell die wichtigsten Infos zu vermitteln.
Vermeiden sollten wir Adjektive, die allgemein bleiben: anders, besonders, groß, klein, perfekt. Darunter stellt sich jeder und jede etwas anderes vor oder im Zweifel: gar nix.
Überleg dir zuerst deine Überschrift und deinen Teaser. Wenn du damit Probleme hast, liegt das meistens daran, dass du gar nicht genau weißt, worüber du schreiben möchtest und den roten Faden verlieren wirst.
Die einfachste Textform ist das Listicle. Es braucht weder kreative Einstiege noch konstruierte Übergänge. Und die Struktur baut sich von selber.
Achte darauf, dass deine Sätze nicht immer die gleiche Struktur haben, sondern variiere. Negativ-Beispiel: Er hat ein Haus gebaut, das im März fertig wird. Er hat ein Baby bekommen, das Marius heißt. Besser: Er hat ein Haus gebaut, das im März fertig wird. Sein Baby heißt Marius.
Was hilft auch dabei? Fragen stellen. Was ebenso effektiv ist: Doppelpunkte nutzen. Wie wir an den letzten beiden Sätzen merken, führen Fragen und Doppelpunkte automatisch zu Varianz in der Satzstruktur.
Wenn du sehr viele Kommas in einem Satz nutzt, ist dein Satz vermutlich zu lang und schachtelig.
Benutze nur Wörter, die du auch im Alltag benutzen würdest. Wenn du selber tief im Thema drinsteckst (und deine Nerd-Wörter im Alltag benutzen würdest), dann gilt: Benutze nur Wörter, die Leute im Alltag benutzen würden, die gar nichts mit deinem Thema zutun haben.
Show, don’t tell. Sag den Leuten nicht, dass das Fest “fantastisch” war. Oder die Freude des Brautpaares “groß”. Schildere stattdessen eine Szene und sei dabei so konkret wie möglich. Lieber schreiben: Die Leute verließen das Fest erst, als die Sonne schon wieder aufging. Das Brautpaar bedankte sich so oft bei seinen Gästen, dass das Essen beinahe kalt wurde.
Komm schnell zum Punkt. Bei informativen Texten spätestens im zweiten Satz.
Lies Texte in der Redigatur in drei Stufen. Stufe 1: Inhalt und Struktur. Macht alles Sinn? Stufe 2: Sprache. Schaue auf Füllwörter, Nominalstil und unschöne Sätze. Stufe 3: Rechtschreibung. Versucht nicht, auf alles in einer Runde zu achten.
🎈Liebe Grüße, Anne-Kathrin