7 Hacks für dein Datingprofil // Mein re:publica-Talk

Ich erkläre Marketing und Überschriften mithilfe von mittelmäßigen Datingprofilen.

Hi und willkommen zu TextHacks! Diese Folge ist für alle, die an mittelmäßigen Datingprofilen verzweifeln, aber auch für alle, die verheiratet sind oder zum 8. Mal Datingapps deinstalliert haben.

Denn die folgenden Hacks erkläre ich an Datingprofilen, sie gelten aber für ALLE Texte, egal ob Journalismus, Pressemitteilung oder Marketing.

Bevor es losgeht, ein kleiner Hinweis. Ich darf auch dieses Jahr für die Hamburg Media School die Fellows für das Media Innovation Program auswählen. Hier folgen die Infos:

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Ich freue mich auf eure Bewerbungen! Und nun zurück zu Tinder und euren Nicht-Tinder-Texten. Hier folgt mein re:publica-Talk in Textform:

1. Streich deine verdammt tollen und außergewöhnlichen Adjektive

Streich’ die Hälfte deiner Adjektive. Viele sind falsch, die meisten sind unpräzise und die wenigsten nötig. Wie groß sind große Hände? Und glauben wir wirklich, dass dieser Mann kreativ ist? Vermeiden sollten wir vor allem Adjektive, die allgemein bleiben: anders, besonders, groß, klein, perfekt. Darunter stellt sich jeder und jede etwas anderes vor oder im Zweifel: gar nix.

Fall 1: im Marketing. Jeder und jede kann behaupten, dass das Produkt “toll” ist oder besonders oder „große“ Vorteile hat. Das glauben wir dann, wenn wir bereits Vertrauen zu einer Marke haben. Ansonsten denkt sich das Gehirn: Kann ja jeder behaupten. Besser: Welches Problem löst das Produkt?

Fall 2: in Überschriften. “Das sind die schönsten Cafés in Berlin”. Oder: “Das sind die besten Tipps für Gehaltsverhandlungen”. Besser: 7 Tipps für Gehaltsverhandlungen, die deinen Chef überraschen.

2. Show, don’t tell

Das gilt auch, wenn du über Personen schreibst. Goldene Dating-Regel: Typen, die in ihr Profil schreiben, dass sie lustig sind, sind es nie.

Nutze Anekdoten oder Beobachtungen, um zu beschreiben, wie jemand ist. Das erzeugt Bilder im Kopf. Und die Leser*innen bilden sich selber ihre Meinung, ob der Protagonist “lustig” ist. Oder “schön”. Oder “klug”.

3. Erzähle IMMER eine Geschichte

In allen Datingprofilen steht das Gleiche? “Suche jemanden zum Pferde stehlen” oder “open-minded and likes to travel”? Das muss nicht sein. Erzähl in zwei bis drei Sätzen eine Geschichte, die gleichzeitig mehr über dich erzählt als nur die eine Anekdote. Hier kommt mein Profil:

Das gilt für Bumble oder Tinder genauso wie für den klassischen Teaser. Bleib nie allgemein, ein Teaser ist keine Zusammenfassung mit Anspruch auf Vollständigkeit.

Meine Formel für einen starken Teaser: Steige im ersten Satz szenisch ein, reiße eine Anekdote an, nenne ein Detail oder ein kurzes Zitat. Formuliere im zweiten Satz das Thema. Und nutze den dritten Satz, um neugierig zu machen: Lasse eine Information offen oder erkläre, was die Leser*innen im Text erwartet.

4. Nutze ein Listicle

Das Listicle ist meine Lieblingsform.

In Datingprofilen: Schreibe eine Liste mit 7 Fun Facts über dich.

In Pressemitteilungen: Was gehört zusammen? Welche Kerninfos sind wirklich wichtig? 7 Erkenntnisse der neuen Studie? 5 Fakten? Minimalversion der Liste: die wichtigsten Punkte als Bullet-Points zusammenfassen.

Im Lokaljournalismus: 7 Dinge, die der Bürgermeister ändern will

In Erklärtexten: Erklär dein Thema nicht in einem durchgeschriebenen Text, sondern als Frage/Antwort-Artikel, das ist leserfreundlicher. Beispiel. Besonders kreatives Format: der Steckbrief. Beispiel: Das dröge Thema Wasserstoff als Liste, jeder Wasserstoff-Typ wird mit den gleichen Fragen vorgestellt:

5. Sag, was du willst und nicht, was du nicht willst

Schreib’ was ist und nicht, was nicht ist. Macht Datingprofile sympathischer und alle anderen Texte präziser. Versuch am Ende deines Textes, alle “kein” und “nicht”-Formulierungen zu streichen.

6. Erwarte nicht, dass Leute sich automatisch für dich oder dein Produkt interessieren!!!!

Warum sollte ich jemandem schreiben, der in seinem Profil sagt: “Frag mich doch einfach”. Ich habe nicht auf diese Person gewartet. Und das gleiche gilt für eure Teaser-Texte auf Social-Media-Plattformen. Die Leute warten nicht auf euer “im Link in der Bio findet ihr das Interview mit unserem CEO”. Die Leute wollen auf der Plattform informiert oder unterhalten werden. Verabschiede dich dort vom klassischen Teasing (warum, steht hier). Sondern halte dich an Punkt 3: Erzähle IMMER eine Mini-Geschichte. Verschenke deinen Content und mache die Leute so auf dich aufmerksam. Wenn dein klassischer Teaser 3 Likes und Kommentare bekommt, hilft das deinem Traffic nämlich auch nicht. Wenn dein Story-Posting 50.000 Views erhält, hilft das deiner Markenbekanntheit und bringt dir indirekt künftig Traffic oder Abos oder Verkäufe.

7. Jeder Text braucht 1 Ende.

Nicht zwei, nicht drei und erst recht nicht vier. Hack: Streich’ probeweise den letzten Absatz, hättest du immer noch ein Ende?

Danke fürs Lesen! Und wer sich traut: Postet euer Dating-Profil in die Kommentare, ich gebe euch super-subjektives-konstruktives Feedback. Liebe Grüße, Anne-Kathrin