Das Doppel-Wörter-Problem
Glück und Erfolg? Heike Faller erklärt, warum wir diese Zweiklänge nicht mehr nutzen sollten
Hallo und herzlich willkommen zu TextHacks! Diese Woche kehrt Autorin Heike Faller in diesen Newsletter zurück. Vor vier Wochen erklärte sie den Adjektiv-Dreiklang-Fehler, sehr viele Menschen haben sich neue Folgen von ihr gewünscht.
Wer neu dabei ist: Heike Faller ist Henri-Nannen-Preisträgerin, arbeitet als Autorin beim Zeit Magazin und berät immer wieder Menschen, wie sie gute Texte schreiben. (Ihr könnt euch übrigens hier bei ihr melden). Bevor ich an Heike übergebe, könnte dieses Angebot für euch spannend sein:
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So, jetzt übergebe ich an Heike:
👭 Ziemlich beste Freundinnen (die deine Feindinnen sind)
Es gibt Wörter, die kommen gern Hand in Hand.
Würde und Achtung
Glück und Erfolg
in und mit Gott
Liebe und Leidenschaft
kann und darf
von und zu Guttenberg
Fällt das eine, kommt das andere schon hinterher, wie zwei beste Freundinnen in Klasse eins. Man will sie nicht trennen. Aber man sollte.
💡Warum? Weil diese Doppelwörter eine Konvention sind. Und Konventionen gilt es zu vermeiden.
1️⃣ “Mit Trauer und Entsetzen hat Präsident Steinmeier heute auf die Anschläge in Israel reagiert”, ist konventionell.
2️⃣ Ebenso wie: “Sie fand in dieser Beziehung die Liebe und Leidenschaft, die sie in ihrer Ehe vermisst hatte.”
3️⃣ Oder auch: “Ihr könnt und dürft an an diesem Tag die Heilige Kommunion empfangen und ein Leben in und mit Gott beginnen.”
Wer Beste-Freundinnen-Wörter verwendet, folgt einem Reflex. Und aktiviert so auch bei seinen Leserinnen den Teil des Gehirns, der Dinge automatisch tut. Und genau diesen Teil sollten gute Texte vermeiden, denn sie wollen wach und aufmerksam machen. Und das tun wir, indem wir auf gewohnheitsmäßige Sprache verzichten.
Zum Beispiel so:
1️⃣ “Präsident Steinmeier war entsetzt, als er heute morgen von den Anschläge in Israel erfuhr.”
2️⃣ “Sie fand in dieser Beziehung Geborgenheit und schönen Sex, beides hatte sie in ihrer Ehe vermisst.”
3️⃣ “Heute dürft ihr die Heilige Kommunion empfangen. Gott ist an eurer Seite, egal, was passiert.”
Manchmal lohnt es sich, Text-Konventionen explizit zu hinterfragen:
“Heute dürft ihr die Heilige Kommunion empfangen und wie wir Christen sagen, ein Leben in Gott beginnen. In Gott, ihr habt das richtig gehört. Aber was heißt das überhaupt? Nun, es heißt, das > Erklärung…)
Sogar Karl-Theodor von und zu Guttenberg verzichtet auf sprachliche Konventionen und hat seinen eigenen Namen einer Textprüfung unterzogen. Auf dem Cover seines neuen Buches nennt er sich KT Guttenberg.
Man mag das albern finden, aber es passt zu einem Menschen, der sich als Autor neu erfunden hat. Bei mir würde es auf jeden Fall dazu führen, dass ich in der Buchhandlung das Buch in die Hand nehme und das ist schon mal mehr als 99,7 Prozent aller Bücher schaffen.
Wie geht man nun mit den Ziemlich-besten-Freundinnen-die-aber-deine-Feindinnen-sind um?
Sobald sie auftauchen, unterziehe sie einer genauen Musterung
Frage dich: Stehe sie wirklich für das, was ich sagen will?
Gibt es vielleicht ein frischeres Wort, eines, das den Inhalt besser trifft?
Dann nimm das.
Vielen Dank, Heike!
Habt ihr Themenwünsche an sie?
PS: Herzlich willkommen an alle, die vergangene Woche durch eine Spiegel-Online-Kolumne zu uns gestoßen sind. Hier für euch ein Was-bisher-geschah in 5 Lieblings-Folgen:
🎈Anne-Kathrin