Willkommen zu TextHacks. Heute mit einer Folge zum Thema “Schreiben”. Wird ne tolle Folge.
Hattet ihr gerade ein Bild vor euren Augen? Vermutlich nicht. Dieser Einstieg war so allgemein und langweilig, dass ihr eher schwarz gesehen habt, weil euch Schlaf überkam.
Konkret schreiben bedeutet:
Details nennen
Sinne anregen
Beispiele nennen
Wissenschaftlicher Fun Fact: Wenn wir über Details schreiben, können die passenden Regionen im Gehirn aktiviert werden. Also: Wenn wir über Zimt schreiben, aktivieren wir die Gehirnregion, die sich mit Gerüchen beschäftigt. Wenn wir schreiben: “Thomas greift nach der Zitrone” dann aktivieren wir die Region, die sich um den Arm kümmert, der greifen würde.
Was nicht funktioniert: allgemeine Begriffe. “Er hat starke Hände” triggert nichts. “Er hat ledrige Hände” aktiviert wieder.
Spannend: ausgelutschte Redewendungen funktionieren ebenfalls nicht. Das Beispiel in einer Studie: “he had a rough day”. 1.000 Mal gehört, Gehirn schläft ein. Deshalb aufpassen mit deutschen Floskeln wie: er sah rot. Das ist theoretisch ein Detail, aber praktisch regt uns das nicht an.
Quellen:
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Was bedeutet das für unsere Texte?
Wir wollen, dass im Gehirn unserer Leser eine Computersimulation abläuft. Kein Standbild.
Packt Details in die Zeilen
Vermeidet allgemeine Adjektive
Zwei Beispiele:
❌ "Die Armut in der Region nimmt zu."
✅ "Jede dritte Familie im Viertel kann sich keine Heizung mehr leisten."
❌ "Die Stadt hat viele Probleme."
✅ "In der Innenstadt stehen 63 Ladenlokale leer."
Details sind gleichzeitig Beweise.
Je konkreter ihr werdet, desto glaubwürdiger seid ihr.
Das Event war ein Erfolg = These.
Alle 300 Tickets waren binnen einer Stunde verkauft = Beweis.
Das gilt auch für Überschriften:
Hier Original-Beispiele:
✅ Autofahrer fährt 12-jährigen Radler auf Zebrastreifen an.
Haben wir ein Bild vor Augen. Kein schönes, aber ein sehr konkretes Bild. Wie alt der Autofahrer ist, müssen wir nicht wissen. Relevant ist hier das junge Alter des Fahrradfahrers.
❌ Mann erstattet Anzeige – jetzt wird gegen ihn ermittelt.
Könnte eine starke Story sein, ist aber unterverkauft.
Häufiger Fehler: Detail-Overkill
Aber: Das heißt nicht, dass wir vor jedes Substantiv ein Adjektiv ballern oder Sätze mit sinnlosen Details überfrachten.
Nicht so: "Der 1,83 Meter große, braunhaarige Marketing-Manager Klaus (42) aus Düsseldorf trug einen dunkelblauen Anzug von Hugo Boss und schwarze Lederschuhe, als er um 14:30 Uhr das gläserne Bürogebäude betrat."
Besser so: "Klaus stürmte ins Büro. Seine Krawatte hing schief."
Zur Frage, welche Details helfen und welche unnötig sind, kommt eine eigene Folge…
Das war’s für heute. Ich bin aktuell im Urlaub auf dem Bauernhof, es kann also länger dauern, bis ich auf Mails antworte. Ganz liebe Grüße, Anne-Kathrin