Die 5 Stufen der Redigatur (starte mit deinen eigenen Texten)
Plus: Gefährliche Sprachtipps auf Instagram
Hi und willkommen zu TextHacks. Diese Woche mit meinen 5-Stufen-Plan für Redigaturen, der sich besonders für Anfänger*innen eignet. Und genauso funktioniert, um die eigenen Texte zu checken. Wer diese Arbeit lieber andere machen lässt, kann gleich runterscrollen zu einem kleinen Instagram-Rant.
Stufe 1: Lies den Text auf Inhalt
💡 Hast du alles verstanden? Gibt es Informationen, die sich innerhalb des Textes widersprechen? Gibt es Zusammenhänge, die man einfacher erklären könnte? Denk niemals: Ich bin zu dumm und verstehe das nicht. Hast du das nicht verstanden als Person, die sich beruflich damit beschäftigt, haben die Leser*innen keine Chance. Dabei zählt auch die Intuition. Kommen dir Dinge komisch vor? Hör auf deinen Bauch. Frage genau an diesem Punkt genauer nach oder recherchiere kurz selber.
Stufe 2: Checke die Fakten.
💡 Du hast alles verstanden, aber stimmt auch alles, was dort steht? Klicke die verlinkten Quellen an und durchsuche diese nach den genannten Zahlen und Fakten.
Stufe 3: Sortier die Struktur.
💡 Steht alles zusammen, was zusammen gehört?Achte darauf, dass Expert*innen oder Protagonist*innen nicht in 17 verschiedenen Absätzen vorkommen. Schreibe neben jeden Absatz, um welches Thema es hier gehen soll. Und dann sortier die Themen. Falls dir das schwerfällt, liegt das vermutlich daran, dass es Chaos innerhalb der einzelnen Absätze gilt. Schau also, welche Sätze eigentlich ein anderes Ober-Thema haben und ordne sie dort zu. Pro Absatz sollte es nur um ein Thema gehen.
Stufe 4: Feile an der Sprache.
💡 Schiefe Metaphern? Streichen! Einfache Sprache rettet (fast) jeden Text. Zu viele Bilder sind gut gemeint, aber schlecht gemacht. Einer der häufigsten Fehler: zu viele verschiedene Sprachbilder in einem Absatz oder Gedanken. Durchsuche den Text nach Füllwörtern wie auch, noch oder schon. Durchsuche den Text nach Nominalstil, vor allem nach der Endung -ung.
Stufe 5: Prüfe die Rechtschreibung.
💡Benutze zum Beispiel die Duden Rechtschreibprüfung.
Die wichtigsten Elemente findest du auch in meiner Basic-Redigatur-Checkliste.
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🤐 Und hier kommt mein Instagram-Sprachtipps-Rant
Und jetzt zu einem anderen Thema. Seit Folge 1 meines Newsletters ist mir wichtig: einfach schreiben. Das würde so vielen Menschen helfen, politische Entscheidungen zu verstehen, wissenschaftliche Studien zu durchdringen oder einfach an Debatten teilnehmen zu können. Stattdessen gilt viel zu oft: kompliziert = intellektuell.
Seit ich TextHacks auf Instagram gegründet habe, stoße ich auf Profile, die damit werben: erweitere deinen Wortschatz. Konfiszieren = beschlagnahmen. Echauffieren = aufregen. Sakrosankt = unantastbar. Ich habe noch nie von sakrosankt gehört. Und ich halte das für gefährlich, Leuten zu vermitteln, dass das wichtig sei. Um klug rüberzukommen. Ich feiere Menschen, die kluge Sätze in einfacher Sprache sagen können. Wirklich geärgert habe ich mich über folgende Story (danke an Veronique Brüggemann für die Verlinkung):
Ich muss jetzt auf Instagram nicht nur mein Leben, meine Finanzen, sondern auch noch meine Sprache optimieren? Indem ich alles extra kompliziert und pseudo-intellektuell ausdrücke? Infolgedessen wünsche ich euch definitionsgemäß eine sakrosante Woche. Mit freundlichen Grüßen, Anne-Kathrin
PS: Möchtest du auch eine Anzeige in TextHacks schalten, dann antworte einfach auf diese E-Mail oder melde dich bei matthias@medieninsider.com