Die Umfrage-Formel für deine Zielgruppe
10 Hacks für Fragen, die deine Leser*innen gerne beantworten
Hi und herzlich willkommen zu TextHacks! Diese Woche wollen wir unsere Zielgruppe besser kennenlernen. Deshalb kommt die heutige Folge von Bent Freiwald, Bildungsreporter bei Krautreporter und Newsletter-Schreiber von Leben des Brain. Dort erklärt er in seiner letzten Folge, warum Brainstorming nicht die beste Methode ist.
Nach einer kurzen Werbeunterbrechung übergebe ich an Bent, der seine Umfrage-Hacks teilt, die auf alle Online-Umfragen anwendbar sind; egal, ob ihr selbst als Journalist:innen arbeitet oder in Unternehmen, in der Personalabteilung oder im Marketing.
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Bents Hacks für deine nächste Umfrage
Bei Krautreporter benutzen wir Umfragen bei fast jeder Recherche. Wir benutzen sie, …
um Erfahrungsberichte zu sammeln (”Welche Erfahrungen hast du mit Zahnärzt:innen gemacht?)
um Tipps aus der Community zu bekommen (”Welche Tipps hast du gegen die Hitze?”)
um Themen zu finden (”Worüber soll ich als Nächstes schreiben?”)
um die richtigen Schwerpunkte zu setzen (”Welche Frage hast du zu Waldorfschulen?”)
um Beweggründe zu erfahren (”Warum stehst du morgens auf und gehst zur Arbeit?”)
um Stellschrauben zu finden (”Was würde dich dazu bringen, auf Fleisch zu verzichten?”)
um Feedback zu unseren Produkten zu bekommen.
Dabei habe ich gelernt, wie man Menschen in Umfragen ansprechen sollte – und wie nicht.
Hier sind meine Tipps:
Stell dich den Teilnehmer:innen vor. Die Menschen sollten wissen, wer sie da eigentlich gerade befragt. Am besten mit Gesicht. Sie sind eher bereit, einem Menschen Fragen zu beantworten als einem abstrakten Medium, einer abstrakten Marke. Und sie sollten wissen, warum diese Person eine Umfrage macht. Auf der allerersten Slide einer Umfrage stellen wir uns deshalb vor und erklären, was wir von den Teilnehmer:innen wollen.
Das Allerwichtigste: Mach dir klar, was du von den Teilnehmer:innen willst und beschränke dich auf genau eine Sache. Stelle Fragen niemals nur um der Fragen willen. Formulier dir dein Ziel (z.B. "Ich bin auf der Suche nach Erfahrungen/Tipps/Stellschrauben/Schwerpunkten" etc.) und überleg dir dann, welche Frage diese Zielsetzung erfüllt. Diese Frage ist deine Leitfrage.
Sprich die Menschen direkt an. Deine Leitfrage sollte die Menschen direkt adressieren. Frag nicht: Welche Erfahrungen machen Menschen beim Zahnarzt? Frag stattdessen: Welche Erfahrungen hast du beim Zahnarzt gemacht?
Mach die Leitfrage so einfach wie möglich. Dabei sind auch geschlossene Fragen erlaubt: Bist du gern zum Sportunterricht gegangen? Hauptsache ist, dass die Leser:innen/Mitarbeiter:innen/Kund:innen die Frage innerhalb weniger Sekunden beantworten können. Nur dann würden sie auch auf die Umfrage klicken, wenn sie in den sozialen Medien oder in einer E-Mail darauf stoßen.
Mach die Frage nicht zu groß. Ein Beispiel für eine zu große Leitfrage: Welche Frage hast du zu Wissenschaft? (Zu Beginn der Pandemie diskutierten alle über die Rolle der Wissenschaft, wir dachten, das sei eine gute Frage). Bei dieser Umfrage machten genau 18 Menschen mit.
Mach die Frage nicht zu klein. Ein Beispiel für eine zu kleine Leitfrage: Welche Frage hast du zum Recycling von Autobatterien in E-Autos? Teilnehmer:innen: 15. Die Zielgruppe war viel zu spitz. Genau in der Mitte war diese Umfrage: Welche Frage hast du zu Waldorfschulen? Über 600 Teilnehmer:innen.
Mach die Umfrage nicht zu lang, sonst steigen die Leute aus. Wenn du freie Textantworten haben willst und nach Geschichten fragst (z.B. Welche Erfahrung hast du beim Zahnarzt gemacht?), stelle nie mehr als zwei Fragen. Wenn du Multiple-Choice-Antworten haben willst, kannst du deutlich mehr Fragen stellen. Das Durchklicken macht den Teilnehmer:innen Spaß.
Sag den Leuten, warum du die Umfrage machst und wie es weitergeht. Wir machen das meistens innerhalb der Umfrage:
Frag die Teilnehmer:innen, ob du sie kontaktieren darfst. Wer bei einer Umfrage mitmacht, will oftmals wissen, was aus den Ergebnissen wird. Wir fragen: “Soll ich dir Bescheid sagen, wenn der Artikel zum Thema erscheint?” und frage dann nach ihrer E-Mail-Adresse.
Finde das passende Tool. Wir bei Krautreporter nutzen Typeform (stabil – kostenlos aber nur bis zehn Antworten/Monat). Neu kennengelernt habe ich Tally (kostenlos, sexy, einfach, probiere ich derzeit aus). Survey Monkey soll auch gut sein, habe ich aber keine Erfahrung mit gemacht. Google Forms geht auch, sieht aber immer aus, als würde man an der Bachelorarbeit eines Freundes teilnehmen.
Hier noch ein paar mehr Beispiele zum Durchklicken:
Meine Umfrage im Newsletter Das Leben des Brain “Was willst du über dein Gehirn wissen?”, in der die Mitglieder abstimmen konnten, welche Themenidee sie am spannendsten finden.
Unsere Krautreporter-Umfrage “Bist du gerne zum Sportunterricht gegangen?” mit fast 7.000 Teilnehmer:innen (absoluter Rekord).
Unsere Krautreporter-Umfrage “Würdest du dich nochmal für Kinder entscheiden?”
Unsere Krautreporter-Umfrage “Was willst du mit deiner Stimme bei der Bundestagswahl erreichen?”
Und unsere Krautreporter-Umfrage “Bist du neidisch auf Menschen, die mehr Geld haben als du?”
Vielen Dank, Bent! Wir beenden diese Folge natürlich mit einer Umfrage…
Liebe Grüße, Anne-Kathrin
Hey, Anne-Kathrin,
das war cool! Tally.so habe ich noch nie ausprobiert.