Diese 5 Mini-Hacks überlisten ChatGPT
Zerlege die Aufgabe, nutze IMMER einen neuen Chat und besuche den KI-Spielplatz.
Hi und willkommen zu TextHacks! Vor einigen Wochen schrieb mir Subscriber Daniel Frick vom NDR, dass er an einem sehr lehrreichen KI-Workshop teilgenommen hatte. Und so kam es, dass ich den Dozenten einfach mal gefragt habe: Hast du Lust, die Hacks für TextHacks aufzuschreiben? Das Ergebnis bekommt ihr heute. Was ich damit sagen möchte: Wenn ihr schlaue Menschen kennt, die unbedingt in diesen Newsletter gehören, schreibt mir!
Jan Eggers ist KI-Koordinator und Datenredakteur im Hessischen Rundfunk. Dort war er unter anderem beteiligt am Aufbau des Inforadios hr-iNFO und des Social-Media-Managements. Außerdem arbeitet er als Trainer u.a. für die ARD-ZDF-Medienakademie (falls ihr an einem seiner Workshops teilnehmen wollt).
Hier kommen Jans Hacks, wie ihr ChatGPT überlisten könnt. Gebrauchsanleitung: Falls ihr Anfänger seid, lest zuerst über seine ROMANE-Formel in seinem Blog (siehe unten). Und dann diese Folge. Ich übergebe an Jan:
Besser prompten: Anne-Kathrin hat euch schon viele gute Tipps verraten. Ich habe mir fürs Prompten ein kleines Merkwort aufgeschrieben ROMANE: R für Rolle, O für Objective (das oberste Ziel, das unser Prompt im Blick hat), M für Meta-Anweisungen (wie soll die KI vorgehen), A für Anwendungsbeispiele, N für nützliche Details, E für den Empfänger unseres Textes. Wie man das im einzelnen nutzt, wie es zu erklären ist, und was uns das über die KI verrät: mehr in meinem Blog unter janeggers.tech.
Ich habe beobachtet, dass viele ChatGPT-Nutzer:innen über Kleinigkeiten stolpern – hier folgen deshalb fünf kleine Hacks, mit denen du die häufigsten Hindernisse locker überspringst:
Gehe Schritt für Schritt vor - zerlege eine große Aufgabe in viele kleine.
Die ChatGPT-KI ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Das führt dazu, dass wir sie manchmal überschätzen, zu viel Wissen über das voraussetzen, was wir von ihr wollen. Mach die Aufgaben kleiner und nähere dich deinem Ziel Schritt für Schritt!
Sagen wir: Du willst suchmaschinenoptimierte Überschriften-Vorschläge zu einem Text erhalten. Natürlich kannst du ChatGPT einfach sagen: „Du bist Suchmaschinenoptimierer. Schreibe mir 10 Überschriften.“ Besser ist es, sich dem Ergebnis Schritt für Schritt zu nähern: „Du bist Suchmaschinenoptimierer. Sage mir, mit welchen Suchworten Nutzer vermutlich bei Google nach diesem Text suchen würden“ – und dann, wenn ChatGPT häufige Suchworte gesammelt hat: „Schreibe auf dieser Basis 10 Überschriften-Vorschläge.“
Zeig der Maschine, was du willst – gib ihr Beispiele.
Die KI hinter ChatGPT, das „Sprachmodell“, ist erstaunlich gut darin, aus wenigen Beispielen zu generalisieren. Nehmen wir an, ChatGPT soll für dich Überschriften rund um Suchworte schreiben, wie oben beschrieben. Zeig der Maschine, wie du arbeitest und schicke ihr zuerst ein Beispiel:
„Inhalt – Das Fußballstadion in Frankfurt muss in den nächsten Jahren vermutlich instand gesetzt werden, weil der Putz bröckelt. Suchwörter – Frankfurt, Eintracht. Überschrift – Frankfurt: Eintracht-Stadion gehört dringend renoviert!“ (Ja, das Beispiel ist völlig frei erfunden.)
Neues Thema, neuer Chat.
Statt mit ChatGPT in einem Rutsch alles zu bereden, was man möchte, solltest du für jedes neue Thema, jede neue Aufgabe mit einem Klick auf das „New Chat“-Feld oben rechts anfangen.
Es ist wichtig, die Grenzen von ChatGPT zu verstehen und einen kleinen Trick der KI zu durchschauen, mit dem sie uns vorspielt, dass sie mit uns chattet. ChatGPT ist keine künstliche Persönlichkeit, sondern eine Maschine, die aus vielen, vielen Textbeispielen eins gelernt hat: wie man einen Text weiterschreibt. Und genau das tut sie: Sie erzeugt einen Text, der zu dem passt, was da schon steht. Damit sie uns vorspiegeln kann, dass wir mit ihr chatten, schaut sie sich einfach den bisherigen Dialog an – also alles, was schon im Chatverlauf steht, unsere Fragen genau wie die bisherigen Antworten, und generiert einen Text, der dazu passt.
Über diesen Text im aktiven Chat hinaus hat sie sich nichts gemerkt, sie hat kein Gedächtnis und lernt auch nichts aus unseren Fragen. Das heißt aber im Umkehrschluss: Sobald wir einen neuen Chat anfangen, fangen wir wieder bei Null an und die Maschine kann sich ganz unserer aktuellen Aufgabe widmen, ohne von vorherigen Fragen und Antworten abgelenkt zu sein.
Ein neuer Chat hilft uns auch, den nächsten Hack einzusetzen:
Nutze die Macht des Zufalls.
Der spielt bei ChatGPT eine ziemlich große Rolle – die Maschine wird auf denselben Prompt nie mit genau demselben Text antworten. Wenn also beim ersten Mal trotz sorgfältigstem Prompten nicht das herauskommt, was wir uns wünschen: einfach einen neuen Chat öffnen und nochmal probieren!
Übrigens: man kann den Einfluss des Zufalls zurückdrehen – wenn man den nächsten Hack nutzt:
Profis gehen auf den Spielplatz.
ChatGPT ist vor allem eine Benutzeroberfläche für die mächtige KI dahinter. Um die geballte Power dieses KI-Sprachmodells direkt zu nutzen, kann man sie direkt ansprechen. Der „Playground“ – zu erreichen unter https://platform.openai.com/playground – ist viel mehr als ein Spielgelände: eine Eingabemaske für die KI mit vielen zusätzlichen Einstell-Möglichkeiten. Ein Schieberegler namens „Temperature“ bestimmt beispielsweise, wie stark der Zufall die Antwort des Sprachmodells beeinflusst – drehe ihn von der Standardeinstellung 1 auf 0 zurück, und du wirst auf dieselbe Eingabe praktisch immer dieselbe Antwort bekommen.
Im Feld „System“ kann man der KI direkt eine Rolle vorgeben. Gib dort versuchsweise mal ein: „Du bist Anne, die kluge Text-Hackerin, antwortest in kurzen Bullet Points, und beendest jede Antwort mit einer kurzen Frage.“
Auch Beispiele kann man hier direkt vorgeben – als Paare von „User“-Eingaben und den gewünschten „Assistant“-Antworten.
Experimentiere mit diesen zusätzlichen Möglichkeiten, wenn du wagemutig bist, kannst du auch den Modus von „Chat“ auf „Complete“ umstellen, was dir den Zugang zu etwas älteren KI-Modellen gibt. Deren Antworten sind oft deutlich kreativer. Plus: Sie entgegnen nicht so oft, dass sie die Aufgabe aus inhaltlichen Gründen nicht bearbeiten wollen.
Vielen Dank, Jan! Ich verschwinde jetzt mal auf den Playground und probiere die kluge Text-Hackerin aus (wer hat sie erkannt??). Liebe Grüße, Anne-Kathrin