Hi und herzlich willkommen zu TextHacks! Wir haben an dieser Stelle schon ganz schön oft und überhaupt über Füllwörter gesprochen. Diese Woche geht es um: Füllsätze. Oder besser gesagt: Füllhalbsätze. Sie befinden sich meistens am Anfang einer schachteligen Satzkonstruktion und bringen den Satz nicht weiter. Warum nutzen wir sie? Sprachlich Gewohnheit.
Fall 1: Der Füllsatz hat null inhaltlichen Wert
Beispiel 1:
„Es ist festzustellen, dass die Ergebnisse positiv ausgefallen sind.“
Analyse: Die Wörter „Es ist festzustellen, dass“ tragen nicht zur Aussage bei. Das Wesentliche ist, dass die Ergebnisse positiv sind.
Neu: „Die Ergebnisse sind positiv.“
Beispiel 2:
“Es darf nicht vergessen werden, dass 8 Stunden Schlaf nötig sind.”
Analyse: Hier wollen wir uns mit dem Satzanfang allerhöchstens wichtig machen.
Neu: „Jeder Mensch braucht 8 Stunden Schlaf”
Beispiel 3:
Es ist allgemein bekannt, dass jeder Mensch sterben muss.
Analyse: Habe das Beispiel zugespitzt, um klarzumachen: Wenn etwas allgemein bekannt ist, müssen wir das nicht dazu sagen.
Neu: Jeder Mensch muss sterben.
Weitere Textbausteine, die du streichen kannst:
Wir halten fest, dass
Es ist wichtig zu erwähnen, dass
Fall 2: Der Füllsatz hat minimalen inhaltlichen Wert
In diesen Fällen ist der Satzanfang nicht komplett inhaltslos. Trotzdem können wir die Sätze klarer und kompakter schreiben.
Beispiel
Es ist davon auszugehen, dass der Vertrag erfüllt wird.
Analyse: Was ist wichtig? Vertrag und erfüllt. “Es ist davon auszugehen” soll eine kleine Einschränkung symbolisieren. Die müssen wir aber nicht in 4 Wörtern an den prominenten Anfang stellen.
Neu: Der Vertrag wird voraussichtlich erfüllt. Besser und aktiver: Der Mandant wird den Vertrag voraussichtlich erfüllen.
Weitere Beispiele mit minimalen Mehrwert:
Wir haben die Möglichkeit, dass der Vertrag erfüllt wird.
Es sind Ideen gefragt, wie der Vertrag zu erfüllen ist.
Fall 3: Der Füllsatz strahlt Unsicherheit aus
Wir kennen das Problem von Füllwörtern in E-Mails: Wir nutzen ein “vielleicht”, um uns nicht festzulegen oder um höflich zu sein. Dabei wollen wir definitiv und nicht vielleicht, dass der Kollege die Aufgabe übernimmt. Ähnliches gilt für Füllsätze:
Wir würden gerne darauf hinweisen, dass die Toiletten verschmutzt sind.
Hier schwingt mit: Es ist uns unangenehm, darauf hinzuweisen. Wenn sich etwas ändern soll, schreibt klar: Die Toiletten sind verschmutzt.
6 weitere Beispiele:
Unsicher: Es könnte sinnvoll sein, das Meeting zu verschieben.
Klar: Das Meeting sollte verschoben werden.Unsicher: Wir möchten vorschlagen, dass die Frist verlängert wird.
Klar: Die Frist muss verlängert werden.Unsicher: Es wäre vielleicht gut, wenn wir das Budget überarbeiten.
Klar: Das Budget muss überarbeitet werden.Unsicher: Es scheint so, als ob die Zahlen nicht korrekt sind.
Klar: Die Zahlen sind nicht korrekt.Unsicher: Es wäre wünschenswert, dass das Projektteam enger zusammenarbeitet.
Klar: Das Projektteam muss enger zusammenarbeiten.Unsicher: Es könnte eine Überlegung wert sein, die Strategie zu ändern.
Klar: Die Strategie sollte geändert werden.
Zusammengefasst:
Füllhalbsätze machen Sätze länger. Die wichtigen Infos gehen unter.
Die wichtigen Infos sollten immer vorne stehen. Und nicht in einem Nebensatz.
Füllhalbsätze können Unsicherheit ausstrahlen.
So vermeidest du Füllsätze:
Frage dich, was wichtig ist: Setze diese Aussage an den Anfang.
Vermeide unnötige Einleitungen und Passivkonstruktionen.
Frage dich bei jeder Formulierung, ob sie den Text weiterbringt oder nur wiederholt.
Sei besonders vorsichtig bei Formulierungen, die keine Bilder vor den Augen schaffen und eher aus leeren Wörtern bestehen.
Das war’s für heute. Ich würde mir wünschen, dass ihr die Möglichkeit habt, dass eure Woche ganz besonders schön wird.
Liebe Grüße, Anne-Kathrin
Ich versuch schon seit einiger Zeit meine Mails klar zu verfassen (besonders toll: Bullet points). Die Konsequenz ist, dass meine Nachrichten manchmal als unhöflich empfunden werden obwohl ich es gar nicht so meine. Haben Füllsätze auch eine soziale Funktion, die wir zugunsten von klarer Kommunikation streichen?
Auf den Punkt, wie immer.
Zu Fall 3 möchte ich nur ergänzen, dass eine derart klare, direkte Kommunikation – gerade in E-Mails – in manchen kulturellen Kontexten als unhöflich gilt. Wir Deutschen gelten im internationalen Vergleich ohnehin schon als eher undiplomatisch. :)