Kreative Textformen 1: das Protokoll

Mal keine Reportage schreiben oder ein Interview abtippen.

Hi und willkommen zu Texthacks. Mir ist gestern zufällig aufgefallen: Der Newsletter wird diese Woche sechs Monate alt. Mein Ziel war, bis Ende des Jahres 1.000 Subscriber*innen zu sammeln, nun sind wir fast 4.000. Übrigens dank euch. Meine Nummer 1 Quelle ist weder Linkedin, noch Twitter, noch Instagram, auch nicht Referrals aus großen anderen Newslettern, sondern: direkte Empfehlungen. Danke dafür <3

In den kommenden Wochen werde ich im Newsletter Textformen vorstellen, die abweichen von der klassischen Reportage oder dem Bericht. Heute: das Protokoll.

Das Protokoll

Die Stilform des Protokolls funktioniert so: Jemand führt ein Interview,  transkribiert dieses und bringt es in eine Form, er kürzt, stellt um und glättet. Daraus wird ein längerer Ich-Text aus der Sicht des Protagonisten. Dieser kann zwischen 1.000 und 10.000 Zeichen lang sein, meist bieten sich 2.000 bis 3.000 Zeichen an. Eine starke Einleitung und Infoboxen bieten Kontext.

In großen oder kleinen politischen Lagen helfen Protokolle, die Statistiken mit persönlichen Geschichten greifbarer zu machen. Wer sind eigentlich Nichtwähler?

Das Protokoll eignet sich aber nicht nur im Journalismus, sondern genauso gut im Marketing oder in der internen Kommunikation. Warum nicht mal den Arbeitsablauf einer Mitarbeiterin aus ihrer Perspektive erzählen? Oder Stimmen von der eigenen Veranstaltung einfangen?

4 Beispiele für Protokolle:

📝 Lokaljournalismus: 11 Mütter über ihren Alltag (Paid)

📝 Protokoll als Serie: Das anonyme Gehaltsprotokoll

📝 Wissenschaft: Physiker und Physikerinnen erklären die Zeit vor dem Urknall (Paid)

📝 Groß-Projekt: 100 Menschen erzählen vom Corona-Jahr (Paid)

Für welche Themen eignet sich das Protokoll?

💡Protokoll funktioniert als kreativer Ersatz für Interview, Reportage oder Portrait

💡Themen: emotional, persönliche Betroffenheit

💡 Oberthemen, die sich super eignen: Familie, Job, Geld, Human Interest

Aufwand und Kanäle

🔍 Größter Aufwand: Protagonistensuche

🔍 Interview gleicher Aufwand wie ein gut geführtes klassisches Interview, Transkribieren etwas aufwändiger, weil eine neue Struktur entsteht

🔍 Funktioniert Print wie Online, starke Zitate funktionieren gut als Facebook- oder Instagramteaser

Frage: Soll ich in einer kommenden Folge exakt erklären, was ein gutes Protokoll ausmacht? Das würde diese Folge sprengen. Einfach mit “Ja” antworten. (Andere Themenvorschläge ebenso gerne gesehen). Liebe Grüße, Anne-Kathrin