Wie schreibe ich für junge Zielgruppen?
TL:DR: Versuch nicht, cool zu sein.
Hi und willkommen zu Texthacks. Seit der vergangenen Ausgabe sind fast 500 Subscriber dazu gekommen, danke an alle, die den Newsletter empfehlen! Diese Woche mit einem Thema, zu dem ich oft angefragt werde mit den Worten: “Was ist die richtige Ansprache, um junge Zielgruppen zu erreichen?” Die Menschen warten auf magische Wörter, die sie hip wirken lassen.
So erreicht ihr junge Menschen wirklich:
🧠 Nutze nur Wörter, die du selber benutzen würdest. Du darfst schreiben wie ein 16-Jähriger, wenn du 16 bist. Sonst nicht.
“Falsche Ideale: buh! Echte Menschen: yeah”. So redet niemand.
🧠 Verwende einfache Sprache. Junge Menschen denken selten: Der Text ist nicht cool genug geschrieben. Sondern: Ich verstehe ihn nicht. Erkläre Fachwörter. Vermeide bürokratische Sprache.
🧠 Stelle Fragen. Und beantworte diese. Diese Generation ist aufgewachsen mit Siri und Alexa. Fragen eignen sich als Textübergänge…
…und als Zwischenüberschriften. Bonus: Sie brechen langweilige Satzstrukturen auf.
🧠 Nutze Listicles.
🧠 Duzen oder Siezen? Das kommt auf den Absender an. Mini-Hack: Ihr statt du. Das ist weniger aufdringlich.
🧠 Verwende Emojis. Ersetze dabei nicht Wörter durch Emojis, wie unsere Eltern in Whatsapp-Nachrichten. Sondern verwende sie als Absatztrenner oder als Aufzählungszeichen.
🧠 Kenne die Besonderheiten deines Kanals. (Hier geht’s zu Tik-Tok-Hacks, hier gibt’s Tipps für Instagram.) Wichtig: Die Generation Z möchte innerhalb der Plattformen informiert werden, versuch nicht krampfhaft, sie auf deine Website zu teasern.
Und so schreibst du für Kinder
Katharina Krüger ist Journalistin und baut für die Innovations- und Digitalagentur ida ein Netzwerk für Kindermedien-Profis auf: die kidsCon.
Katharina hat 10 Jahre lang Nachrichten für Kinder geschrieben und produziert. Hier sind ihre 3 Tipps für gute Kinder-Texte (die auch bei Erwachsenen-Texten helfen):
Schreibe so konkret wie möglich!
Begnüge dich nicht mit „das Gesetz wurde auf den Weg gebracht“, sondern gönn’ dir eine Recherche: Was haben die Politiker:innen genau gemacht? Miteinander geredet, gestritten, etwas aufgeschrieben — und jetzt schauen noch andere Politiker:innen drauf und sagen ihre Meinung?
Schreibe so allgemein wie möglich!
Nicht jeder Aspekt oder jede Wendung einer News-Story ist für Kinder relevant. Spare dir also „In der Debatte um die XX hat sich jetzt auch YY zu Wort gemeldet“, sondern gönn’ dir ein: „Darüber gibt es Streit“ — und erkläre lieber, warum dieser Streit für die Lebenswelt der Kinder wichtig ist.
Ersetze lange Wörter!
Sie sind für junge Leser:innen schwer zu erfassen, und du musst sie meist ohnehin erklären. Aus der Bundestagsdebatte wird z.B. „Frauen und Männer haben im Bundestag darüber gesprochen, ob … . Der Bundestag ist…“.
1 Bonus-Tipp: Verknüpfe deine Sätze!
Setze die neue Information an den Schluss eines Satzes und beginne damit den nächsten: „In einem Haus hat es gebrannt. Das Feuer ist in der Küche ausgebrochen. Dort war vermutlich ein Toaster kaputt.“ (Dieser Tipp hilft dir übrigens auch beim Schreiben fürs Hören.)
Danke Katharina! Falls ihr euch mit einem Thema gut auskennt, schreibt mir gerne. (Zum Beispiel: So erreiche ich Omas und Opas wirklich)
Ansonsten sehen wir uns nächste Woche wieder, viele Grüße, Anne-Kathrin