Wie schreibe ich über psychische Erkrankungen?
3 Hacks eines Psychiaters. Plus: ein paar leichtere Themen.
Hi und willkommen zu Texthacks. Diese Woche mit einer besonderen Folge. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Daniel Illy erklärt in seinen 3 Hacks, wie wir besser über Menschen mit psychischen Erkrankungen schreiben sollten. Er hat mehrere Fachbücher verfasst und dabei Schreib-Strategien entwickelt:
(Wer auf leichtere Themen wartet, bitte unauffällig weiterscrollen)
3 Hacks eines Psychiaters
💡Schreibe einfach, aber fachlich korrekt!
„Burnout“ ist nicht dasselbe wie Depression. Zwar kann eine berufsbedingte psychische Belastung in einer Depression münden, es handelt sich bei “Burnout” jedoch nicht um eine fachlich korrekte Diagnose.
Statt „Burnout – wie Arbeit uns krank macht!“ also lieber „durch Burnout in die Depression rutschen“ schreiben.
Ein weiteres Beispiel: “Psychose” ist ein Symptom, aber keine Krankheit. Die Krankheit wäre in diesem Fall Schizophrenie oder eine Depression oder Manie mit psychotischen Symptomen.
💡 Vorsicht vor Stigmatisierungen!
Aus der Depression kommt man nicht, indem man “sich zusammenreißt“ und kein suchtkranker Mensch hat sich seine Erkrankung gewünscht (sondern hat meist eine unter der Sucht liegende, andere psychische Erkrankung).
Also: Nicht Alkoholiker, sondern alkoholkrank oder besser: alkoholabhängig.
Wichtig ist immer, Personen nicht über die Krankheit zu definieren. Also nicht zu schreiben: der Depressive. Wir würden ja auch nicht schreiben: Der Blasenentzündete.
💡Expertenstatus prüfen!
Untermaure deine Texte mit Expertenwissen. Allerdings tummeln sich gerade im Feld der Lifestyle-Psychiatrie viele Coaches und Berater. Das ist prinzipiell okay, etwa wenn es um Lifestyle- oder jobrelevante Themen wie Seminare für Führungskräfte geht. Wer jedoch beispielsweise über schizophrene Patienten schreiben möchte, sollte einen Psychiater hinzuholen, wen die Therapie von Borderline-Patientinnen interessiert, der holt sich am besten einen Psychotherapeuten hinzu. Eine gute Testfrage zum Ausklang dieser Hacks: Was ist der Unterschied zwischen einem Psychiater und einem Psychologen?
Jetzt was leichtes, bitte!
😘 Gilt für Datingprofile und andere Texte: Emojis bitte sparsam verwenden! Macht in allen Texten selten Sinn: Lach-Emojis oder Emojis, die Wörter ersetzen. Für mich wirkt es meistens unprofessionell, selbst wenn junge Zielgruppen erreicht werden wollen (oder Frauen, die einen Gentleman 🤵♂️ wollen ).
Wann machen Emojis Sinn? Um Absätze zu strukturieren. Entweder mit dem gleichen Emoji, das Bulletpoints ersetzt, oder mit einem thematisch passenden Emoji als Trenner in Instagram-Captions.
📍Endlich einfach schreiben: Kurze Wörter benutzen, lange Wörter streichen oder zumindest hinterfragen. Je mehr Silben, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass es kompliziert wird.
🎙️Termintipp: Heute Nachmittag spreche ich um 17 Uhr mit Sara Weber im Linkedin Room über unseren Karriereweg. Du hast Bock auf einen Job in der Medienbranche, aber weißt nicht genau, wie du am besten einsteigen sollst? Du würdest gerne besser dein Gehalt verhandeln? Du überlegst, dich selbstständig zu machen, aber bist unsicher, ob das wirklich funktionieren könnte? Komm vorbei und frag uns alles. Hier geht’s zum Event.
Vielleicht sehen wir uns also später, allen anderen wünsche ich eine tolle Woche! Viele Grüße, Anne-Kathrin
Liebe Ann-Kathrin, ich bin gerade zufällig bei dir gelandet und freue mich darüber sehr. Danke für deine spannenden und leicht verdaulichen Impulse für gute Texte im Netz. Und vor allem Danke, dass du dich in diesem Artikel mit dem passenden Wording im Bereich seelischer Gesundheit befasst - damit leistest du einen so wertvollen Beitrag zur Entstigmatisierung. Viel Erfolg mit deiner Arbeit und bis bald, hab mich hier direkt eingetragen!