Hi und willkommen zu Texthacks. Diese Woche präsentiert dieser Newsletter eine Aneinanderreihung von Tipps zur Vermeidung des Nominalstils im Zusammenhang mit Texten als Weiterführung dieses Newsletters.
Nominalstil bedeutet, dass Verben durch verwandte Nomen ersetzt werden: Aneinanderreihung statt aneinanderreihen, Vermeidung statt vermeiden, Weiterführung statt weiterführen. Nominalstil sorgt also für viele Substantive, wenige Verben und komplizierte, schachtelige Formulierungen. Durch wirken Texten passiv und weniger lebendig.
So geht’s besser:
💡Wie finde ich Nominalstil? Durchsuche das Dokument nach der Endung “ung”.
💡Wo finde ich Nominalstil? Der zieht sich durch Pressemitteilungen, Agenturnachrichten, bürokratische Texte und wissenschaftliche Studien. Achte zusätzlich auf Nominalstil in Überschriften. Verben machen Zeilen und Teaser prägnanter.
💡Wie werde ich Nominalstil los?
Variante 1: Teil den verschachtelten Nominalsatz auf in mehrere Sätze und Nebensätze.
Also: Diese Woche präsentiert der Newsletter Tipps, die dir helfen, Nominalstil zu vermeiden. Die Tipps führen den Newsletter weiter und hängen mit Texten zusammen.
Das klingt schonmal aktiver, wir merken aber: Der Nominalstil will verschleiern, dass dieser Satz in seiner ganzen Länge wenig Inhalt hat. Deshalb:
Variante 2: Wenn du mit einer Originalquelle arbeitest, die selber kompliziert und nominal formuliert, leg sie weg. Formulier komplett frei. Und kürz, kürz, kürz.
In unserem Beispiel: Wir löschen diese Woche Nominalstil.
Menschen verwenden Nominalstil, um Unsicherheiten zu kaschieren. Wenn du Probleme hast, Nominalstil umzuformulieren, frage dich: Hast du überhaupt verstanden, was du schreiben möchtest.
4 Hacks für Übersetzungen
Die Expertinnentipps kommen diese Woche von Johanna Haag, Communications Manager beim Deutsch-Französischen Bürgerfonds, und vom PRReport ausgezeichnet als eins von 30 Top-Talenten in der PR-Branche 2021.
🇫🇷 Trau‘ dich, schlechte Sätze zu schreiben. Die perfekte Übersetzung gibt es nicht auf Knopfdruck. Nicht mal, wenn du Deepl verwendest. Ersetze unbekannte Wörter mit „XXX“ und Relativsatz-Wirrwarr mit Stichworten. Leg‘ dann deinen übersetzten Text zur Seite, hol‘ dir was zu knabbern und gewinn‘ Abstand von dem Original. Wenn du zurückkehrst, geht es ans Redigieren: Erst jetzt schreibst du einen gut lesbaren Text, der den Sinn des Originals wiedergibt, ohne daran klebenzubleiben.
🇬🇧 Lass‘ dir von anderen Sprachen nicht den Kopf verdrehen. Wer viel in einer Fremdsprache spricht, liest und schreibt, verliert manchmal das Gefühl für die eigene. Das französische „Résultat“ kann man zwar mit „Resultat“ übersetzen, aber besser verständlich ist „Ergebnis“. English things make sense, aber deutsche Dinge ergeben Sinn. Es lohnt sich, auf solche Fallen besonders zu achten.
🇮🇹 Schließe Frieden mit Sonderzeichen. Haben wir nicht alle schon viel Lebenszeit damit verloren, je nach Tastatur ç, ß oder ñ in Word zu suchen oder aus Google zu copy-pasten? Damit ist jetzt Schluss: Bring‘ der Autokorrekturfunktion deine am häufigsten benutzten Worte mit Sonderzeichen bei – dann wird in Zukunft „francais“ automatisch zu „français“, „Grüsse“ zu „Grüße“ und „nina“ zu „niña“. Auf akut benötigte Sonderzeichen (und Emojis!) kannst du mit folgender Tastenkombination zugreifen: Windows: Windows + Punkt bzw. bei Mac: Ctrl + Cmd + Leertaste.
Spenden mit oder ohne Nominalstil
Wer Menschen unterstützen möchte, die Texte schreiben und aktuell wichtigere Probleme haben als Nominalstil, kann das mit dem Netzwerk für Ostberichterstattung tun. Journalist*innen in der Ukraine brauchen dringend schusssichere Westen, Gelder für Reisen und Unterkünfte. Hier geht’s zur Spendenaktion.
Thank you for your time. Merci beaucoup. Liebe Grüße, Anne-Kathrin