60 Hacks für 6.000 Subscriber // Die Zeilen-Edition
Dein Guide für Überschriften und Teaser auf allen Plattformen. Oder: die längste Folge in der Geschichte von TextHacks.
Hi und willkommen zu TextHacks. Wir sind jetzt mehr als 6.000 Subscriber und das feiern wir mit der bislang längsten TextHacks-Folge (der bisherige Rekord lag bei 50 Hacks für 5.000 Subscriber). Danke an alle, die diesen Newsletter offenbar nonstop weiterleiten 🎈🎈🎈🎈
Die Zeile
1️⃣ Die Zeile erzählt eine Geschichte. Titel und Teaser sind keine Zusammenfassungen wie in einem Sachbuch. “Solidarität mit der Ukraine” ist ein Ober-Thema, noch keine Zeile.
2️⃣ Die Zeile erzählt, was WIRKLICH hinter einer Geschichte steckt. Sie nutzt deshalb nicht die bürokratische Wortwahl von Politiker*innen oder einer Pressemitteilung. “XYZ nimmt Stellung zu den Vorwürfen” beschreibt lediglich einen bürokratischen Vorgang.
3️⃣ Die Zeile hat einen Neuigkeitenwert. Zeilen wie: “Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter” könnten im Jahr 1919 genauso erscheinen wie im Jahr 2099 (traurig genug). Wörter, die ebenfalls keinen Neuigkeitenwert versprechen: “XYZ ist/bleibt Dauer/Streit-Thema”.
4️⃣ Die Zeile ist nicht beliebig. Zeilen wie “Es gibt immer was zu tun” könnten im Politik-Teil genauso erscheinen wie im Regionalteil.
5️⃣ Frage dich: Was ist neu? Was ist überraschend? Worum geht es wirklich? Warum sollte das die Leser*innen interessieren? Was genau an der Nachricht? Was ist der Bezug zum eigenen Leben?
6️⃣ Werde deshalb konkret. Ja, das Thema muss in die Zeile. Aber nutze auch Details. Beispiel: “Ein Kanonenschuss bis zum Krieg” ist konkreter als “Ein Schuss bis zum Krieg”.
7️⃣ Nutze Gegensätze, um Überraschungen zu schaffen. Super einfaches Beispiel: “Bank ohne Kunden”.
8️⃣ Breche mit Erwartungen.
9️⃣ Suche nach typischen Formulierungen, die zu dem Thema bereits bekannt sind. Verwende sie anders.
🔟 Erfinde ein komplett neues Wort.
1️⃣1️⃣ Stil von Titel und Teaser passt zur Stilform des Textes. Zeilen zu Meinungsstücken sind meinungsstark. Deskriptive Texte verzichten auf Wertung in der Zeile.
1️⃣2️⃣ Verben machen Zeilen schöner. Nominalstil ist der Grund für die Unlesbarkeit der Überschriften.
1️⃣3️⃣ Früher hieß es in meinen Redaktionen: bloß keine Frage in die Überschrift. Aber warum nicht? Wenn der Text genau die Frage beantwortet, holt er die Leser*innen effizient ab. Und Google freut sich vermutlich auch, denn Leute googlen Fragen, keine Antworten.
1️⃣4️⃣ Streich generische Adjektive. Die “besten” Argumente, die “schönsten” Häuser und die “größten Fehler”. Alle diese Adjektive machen die Zeilen 1. erwartbar und 2. farblos.
1️⃣5️⃣ Schaffe den “Krass so geht’s mir auch”-Moment. Leute klicken auf Texte, wenn es um Probleme geht, mit denen sie sich identifizieren können.
1️⃣6️⃣ Texte lange Zeilen. Die helfen:
gegen Nominalstil. Starke Zeilen bestehen aus ganzen Sätzen mit einem Verb.
um die Balance zwischen Kreativität, Präzision und SEO zu finden.
um möglichst konkret zu werden.
1️⃣7️⃣ Wörter, die für deskriptive Zeilen immer funktionieren: Wie/Warum/Wo/Wann/Wer und So…
1️⃣8️⃣ Überleg dir zuerst deine Überschrift und deinen Teaser. Wenn du damit Probleme hast, liegt das meistens daran, dass du gar nicht genau weißt, worüber du schreiben möchtest.
Disclaimer: Wo genau das SEO-Keyword stehen muss, ignorieren wir in dieser Ausgabe und den Beispielen, weil das für jedes Medium anders ist.
100 Zeichen Werbung von den Founding Members
➡️ NOZ/mhn:Medien fördert Journalist:innen im Personal Coaching. Willst du auch dabei sein? Bewirb dich!
Wenn ihr auch an dieser Stelle auftauchen wollt, könnt ihr hier euer Abo auf Founding Member upgraden.
Der Teaser
1️⃣9️⃣ Der Teaser muss nicht ALLE Aspekte deines Textes nennen.
2️⃣0️⃣ Schreibe deinen Teaser lieber im Stile eines starken Einstiegs.
2️⃣1️⃣ Und nenne ein Detail aus dem Text, das neugierig macht:
2️⃣2️⃣ Schreibe einen meinungsstarken Teaser für Meinungs-Texte. Und keinen deskriptiven Teaser.
2️⃣3️⃣ Der Teaser und der Einstieg sollten sich nicht doppeln. Ich mag Konzepte, in denen der Text nicht von 0 startet, sondern sich nach dem Teaser einfach weiterliest.
2️⃣4️⃣ Pro Stunde, die du dich mit einem Text beschäftigst, solltest du dich zehn Minuten mit Teaser und Überschrift beschäftigen.
2️⃣5️⃣ Ein einfaches Konzept für einen Teaser: Der erste Satz muss reinziehen, der zweite kann erklären, der dritte erzeugt Neugierde, um den Klick zu provozieren.
2️⃣6️⃣ Der Teaser sollte noch nicht die gesamte Geschichte zu Ende erzählen.
Der Instagram-Teaser
2️⃣7️⃣ Eine gute Instagram-Caption ist eine kleine Geschichte und kein klassischer Teaser, der nur eine Geschichte anreißt. Denn die Menschen möchten auf der Plattform informiert oder unterhalten werden. Nur dann interagieren sie oder teilen die Inhalte.
2️⃣8️⃣ Der Einstieg sollte sich nicht doppeln mit der Zeile, die auf dem Postingbild liegt.
2️⃣9️⃣ Erhöhe dein Engagement durch einen Call-to-Action am Ende des Teasers.
3️⃣0️⃣ Starke Call-to-Actions fragen vor allem nach persönlichen Geschichten. Überfordere deinen Leser nicht mit Meinungsfragen zu komplexen politischen Themen, zu denen er eine Doktorarbeit zur Außenpolitik Russlands verfassen müsste.
3️⃣1️⃣ Dieser Aufbau für eine Instagram-Caption funktioniert immer:
Überschrift: Optional
Erster Absatz: Szenischer Einstieg oder starkes Zitat
Zweiter Absatz: Das ist die Story
Dritter Absatz: Frage/Call-to-Action
Dann: Link in Bio plus Hashtags
3️⃣2️⃣ Nutze Emojis. Entweder thematisch passende, um einen neuen Absatz einzuleiten, oder neutrale, die du wie Bulletpoints verwenden kannst (siehe dieser Newsletter). Das Auge braucht visuelle Elemente, um bei längeren Texten dranzubleiben.
3️⃣3️⃣ Gib deinen Bildern Bildbeschreibungen. Erkläre, was auf deinen Bildern zu sehen. Das ist gut für Menschen, die deine Bilder nicht sehen können. Bei Twitter gibt es die Funktion direkt im Tweet ("alt"), bei Instagram gibst du die Bildbeschreibung als Alternativtext ein.
Die Tik-Tok-Hacks (von Verena Lammert)
3️⃣4️⃣ Denk in Boulevard-Schlagzeilen, aber mit Pay-Off 💭🤔 Nicht nur die ersten Sekunden Bild ziehen rein, sondern auch der Text.
3️⃣5️⃣ Frag dich: Welche Wörter teasern und triggern, damit die User:innen dran bleiben?
3️⃣6️⃣ Am Ende muss das Video aber sein Versprechen einlösen. Kein billiges Clickbaiting! Dann sind Clip und Text rund und die Viewer zufrieden 😀
3️⃣7️⃣ Orientierung ist alles: Hier zählen Sekunden 🔎 👀 Schnell, schneller TikTok. In den Videos prasseln so viele Eindrücke auf die User:innen rein, da hilft der Text extrem bei der Orientierung.
3️⃣8️⃣ Deshalb: Kurze Sätze, einzelne Schlagworte und klare Fragen helfen durch das Video. Erklär den User:innen in einfachen Worten: Worum geht es? Welche Frage wird beantwortet? Und was soll ich mit dem Video machen? Sprich der klassische „Call to Action“: teilen, markieren, kommentieren oder in TikTok-Sprache: „Mach das Plus weg“ (Was bedeutet: Folg uns für mehr Content).
Der Facebook-Teaser
3️⃣9️⃣ Beachte die Reihenfolge: Die Leute lesen zuerst den Text auf deinem Share-Pic oder die Überschrift des Artikels, dann erst deinen Teaser.
4️⃣0️⃣ Halte den Teaser einfach: ein Teaser, eine Idee.
4️⃣1️⃣ Variante 1: der Cliffhanger. Teaser bietet Leseanreiz, User wollen auf Text klicken, um mehr zu erfahren.
4️⃣2️⃣ Variante 2: Mini-Geschichte: Teaser erzählt eine kleine Geschichte (2-3 Sätze), mit der die User interagieren.
4️⃣3️⃣ Variante 3: emotionaler Teaser. Nutze zum Beispiel ein starkes Zitat.
Der Twitter-Teaser
4️⃣4️⃣ Nutze nicht #zu #viele #Hashtags. Ob ein Hashtags Sinn macht, erkennst du daran, indem du probeweise draufklickst.
4️⃣5️⃣ Überlege beim Teaser, welches Ziel du erreichen willst. Reichweite auf deine Plattform? Oder Reichweite innerhalb von Twitter? Beides gleichzeitig ist meistens schwierig.
4️⃣6️⃣ Ziel 1: Reichweite. Cliffhanger einbauen, Teaser nicht einfach copypasten. Nutze die 280 Zeichen voll aus.
4️⃣7️⃣ Ziel 2: Debatte/Relevanz. Auf Twitter bewusst nicht mit Cliffhanger arbeiten und User nicht raus aus der Plattform schicken. Geschichte sollte im Tweet erzählt werden. Zum Beispiel aus Twitter-Thread.
4️⃣8️⃣ Twitter-Threads bedeuten, dass du mehrere Tweets hintereinander zu einem Thema absetzt. Quasi eine Mini-Geschichte auf Twitter. Beispiel.
Der Linkedin-Teaser (von Sara Weber)
4️⃣9️⃣ Schreibt nie in der dritten Person über euch. Das darf nur das Team von Angela Merkel auf Facebook.
5️⃣0️⃣ Niemand braucht achtzehn Hashtags. Zwei oder drei reichen vollkommen, gar keine sind auch okay.
5️⃣1️⃣ Glaubt nicht alle vermeintlichen Tricks, mit denen ihr angeblich eure Reichweite boosten könnt. Posts müssen nicht um fünf vor zwölf am Dienstag nach Vollmond abgesetzt werden. Links müssen nicht in die Kommentare. Der beste "Trick"? Schreibt über Dinge, die euch (und euer Netzwerk) interessieren. Ladet andere ein, mit euch zu diskutieren. Teilt Links oder Fotos. Tut das, was zu euch passt und Spaß macht.
Der Youtube-Teaser (mit Drive Beta)
5️⃣2️⃣ Der Videotitel und der Text auf dem Thumbnail sollten nicht gleich sein. Ihr verschenkt Platz für Infos oder Details oder Cliffhanger.
5️⃣3️⃣ Mechanismus 1: Ich muss das JETZT wissen. Die Userin hat Angst, etwas zu verpassen. Oder das Bedürfnis, Zusammenhänge zu verstehen. News-Junkies haben FOMO. Alle anderen wollen endlich mitreden.
5️⃣4️⃣ Mechanismus 2: Ich will GENAU DAS wissen. Es gibt ein sehr spezifisches Problem. Und das Video liefert darauf eine einfache Lösung. (Oder: Das Video liefert die Lösung zu einem Problem, von dem das Gehirn bis dahin nicht wusste, dass es existiert)
5️⃣5️⃣ Mechanismus 3: 😍😉🤔🧐😂🤪😔😫😭😤😡. Titel und Thumbnail lösen Gefühle beim Zuschauer aus, mal die schönen wie Spaß und Freude, mal die mitfühlenden, auch die nicht so schönen wie Angst und Wut. Und die überhaupt nicht schönen wie Voyeurismus oder Neid.
5️⃣6️⃣ Mechanismus 4: Ich wusste nicht, dass ich das wissen MUSS. Dieser Mechanismus schaltet den freien Willen aus. Das Gehirn ist überrascht oder neugierig oder ungeduldig. Wer nicht klickt, verpasst.
5️⃣7️⃣ Mechanismus 5: Ich will Beef oder Bekräftigung. Das Gehirn hat sich entweder eine Meinung zu einem Thema gebildet und sucht Bestätigung oder Reibung. Oder tatsächlich nach Argumenten. Meistens ersteres.
Der Newsletter-Betreff
5️⃣8️⃣ Newsletter-Hack: Es lebe der Spoiler! Betreff und Vorschautext entscheiden, ob sie die E-Mail öffnen. Sei knallig, aber klar. (Von Bernadette Mittermeier)
5️⃣9️⃣ Doppel die Betreff-Zeile nicht mit der Vorschau der E-Mail. MEEEHR
6️⃣0️⃣ Teile diesen Newsletter mit deinen Kolleg*innen und du musst nie wieder mittelmäßige Texte überarbeiten.
<3