9 Fragen, die ich nicht beantworten kann
Die Community-Power-Folge: Wer kennt die Antworten zu Themen wie: SEO, Pressemitteilungen und Siezen vs. Duzen?
Hi und willkommen zu TextHacks! Seit zwei Monaten frage ich neue Subscriber in meiner Willkommens-Mail: Wie kann ich dir helfen? Leider bekomme ich mehr Fragen zu Pressemitteilungen (kenne ich mich nicht gut aus) als Datingprofilen (kenne ich mich sehr gut aus). Deshalb probieren wir heute etwas Neues aus: Ich spiele die Fragen zurück in die TextHacks-Community. Wenn ihr Hacks zu den folgenden 9 Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare oder als Antwort auf diese Mail. Ich teile die gesammelten Antworten in den nächsten Wochen als Mini-Hacks oder ganze Sonder-Folgen.
Damit es nicht so wirkt, als wüsste ich gar nichts, beantworte ich im unteren Teil drei Fragen der Leser*innen.
Wer kennt Mini-Hacks?
Wie gelingt eine konsistente Ansprache, wenn ich in einem Text sieze und duze? Also wenn ich "Sie und euch“ nutze, um z.B. zu einer Veranstaltung einzuladen und dem diversen Publikum gerecht zu werden. Ich hab da noch keine geschickte Lösung gefunden, die sich gut anfühlt.
Welche Hacks gibt es für klassische Pressemitteilungen?
Wie „vermarkte“ ich mein Buch am besten? Eine klassische Presseinfo vorbereiten? Mein LinkedIn-Profil pimpen und dafür nutzen? Gezielt an Wissenschaftsredaktionen herantreten?
Wie gelingt glaubwürdige, nachhaltige Nachhaltigkeitskommunikation?
Wie pitche ich in der PR-Arbeit?
In meiner Freizeit schreibe ich Texte für die lokale Presse für den Sportverein, für den ich mich engagiere. Alternativen zu den üblichen Formulierungen „Im Anschluss daran zeigten die weiblichen Leistungsturnerinnen ihr Können am Reck und bei einem Bodenteil.“ wären auch mal richtig gut. (Ich übersetze die Frage mal in: Wie schreibe ich über Sport ohne dabei die üblichen Floskeln zu nutzen?)
Wie mache ich junge Menschen bis ca. Anfang 20 sprachlich besser auf mich aufmerksam?
Wie schreibe ich Blogbeiträge SEO-relevant und trotzdem spannend?
Wie bringe ich in einer Pressemitteilung politische Inhalte unter? Wie bewerbe ich meine Pläne?
Eure Fragen, meine Antworten:
Was kann man eigentlich als Wissen voraussetzen und was muss ich meinen Leser:innen (immer wieder) erklären?
💡Überlege dir zuerst: Wer ist deine typische Zielgruppe und was ist ihr Hintergrund? Ist sie im Thema oder nicht? Das ist wichtiger als die Frage, ob DU eine Info schon mehrfach erklärt hast. Die meisten schreiben ihre Texte so, als ob ihre Leser*innen wirklich jeden Text lesen. Das tun sie nicht. Faustregel: Erkläre Zusammenhänge, die elementar sind, um das Hauptthema des Textes zu verstehen. Erkläre nicht: jeden Unteraspekt. Arbeite dort mit Verlinkungen oder Infoboxen.
Mich würde interessieren, wie man es als Frau schafft, nicht so überfreundlich zu schreiben.
💡Schreibe freundlich, aber direkt. Dabei hilft erstens: Füllwörter streichen. Vermeide Wörter wie “eigentlich” oder “vielleicht”. Und zweitens: kurz halten. Konzentriere dich auf den Inhalt und streiche jegliches BlaBla.
Ich würde Agenturmeldungen gerne schneller in Nachrichtentexte umschreiben lernen.
💡Das klingt kontraintuitiv, aber: versuche nicht, den Text umzuschreiben. Lies ihn zwei Mal gründlich durch, überlege, ob du alles verstanden hast. Und dann lege ihn weg. Formuliere den Text komplett frei in deinen eigenen Worten. Du konzentrierst dich automatisch auf das wichtigste.
Wenn ihr weitere kleine oder große Fragen habt, freue ich mich auf eure Kommentare oder Mails. Ansonsten sehen wir uns bald mit ein paar Antworten wieder. Liebe Grüße, Anne-Kathrin
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Hier sind ein paar Überlegungen zur ersten Frage – wie gelingt eine konsistente Ansprache bei Veranstaltungseinladungen, wenn ich sieze und duze? Ich denke, man bekommt das sprachlich nur dann einigermaßen elegant hin, indem man auf Anredepronomen komplett verzichtet.
Hier sind ein paar Beispiele, wie das gelingen kann. Sie stammen aus einer realen Einladung, die ich umgetextet habe. Sie wirkt etwas distanzierter als das Original, liest sich aber noch flüssig. Ich würde auch empfehlen, mit einer persönlichen Variante anzufangen. Das Umformulieren in eine „neutrale“ Version fällt deutlich leichter als direkt damit anzufangen.
1. Zielpersonen nicht direkt mit Personalpronomen ansprechen, sondern in der betreffenden Rolle
Beispiel „du“:
> *Du bist* Marketingverantwortliche(r) oder Solopreneur:in und *willst* in den Sozialen Medien präsent sein? Dann *brauchst du* einen Plan. Fehlt er, *passiert dir* wahrscheinlich dies:
Beispiel „neutral“:
> *Wer als* Marketingverantwortliche(r) oder Solopreneur:in und in den Sozialen Medien präsent sein *will*, *braucht* einen Plan. Fehlt er, *passieren * oft zwei Dinge:
Hier habe ich zudem den letzten Satz inhaltlich etwas angeglichen.
2. Weg von der Person und stattdessen Gruppen beschreiben
Beispiel „du“:
> - nach einiger Zeit geht *dir* die Luft aus, weil Ideen fehlen, ... oder das Tagesgeschäft *dein* Engagement frisst
> - oder *du kommst* gar nicht erst aus den Startblöcken, weil *du* von der Vielzahl der Kanäle und ihren Eigenheiten überwältigt *bist*.
Beispiel „neutral“:
> - *den einen* geht nach einiger Zeit die Luft aus, weil Ideen fehlen ... oder das Tagesgeschäft *ihr* Engagement frisst
> - *die anderen* kommen nicht aus den Startblöcken, weil *sie* von der Vielzahl der Kanäle und ihren Eigenheiten überwältigt *sind*.
3. Speziell bei einer Veranstaltung: „Teilnehmende“ geht immer
Beispiel „du“:
> Nach diesem Webinar kennst du
Beispiel „neutral“:
> Nach diesem Webinar kennen die Teilnehmenden
4. Alternativ hilft auch ein Perspektivwechsel von den TN zum Veranstalter
Beispiel „du“:
> Nach diesem Webinar kennst du
Beispiel „neutral“:
> In diesem Webinar behandeln wir diese Themen
5. Unbestimmtes Pronomen statt Personalpronomen
Beispiel „du“:
> - die entscheidenden Elemente, um *deine *Social Media Strategie ... aufzubauen
Beispiel „neutral“:
> - die entscheidenden Elemente, um *eine* Social Media Strategie ... aufzubauen
6. Adjektiv statt Personalpronomen
In einigen Situationen ist das unbestimmte Pronomen nicht machbar oder sinnvoll. Dann kann man ein Adjektiv wie „eigen“ oder „persönlich“ verwenden.
Beispiel „du“:
> - bewährte Tools und Methoden, um *deinen* Standort zu bestimmen, ...
Beispiel „neutral“:
> - bewährte Tools und Methoden, um *den eigenen* Standort zu bestimmen, ...
Ich hoffe, die Ideen sind hilfreich.
Ein paar Tipps für Pressemitteilungen – ich kriege sehr viele und weiß inzwischen ganz gut, welche ich lese und welche nicht:
1. Der häufigste Fehler: Eine PM wie einen Presseartikel schreiben – mit HL, Vorspann und langem Lauftext samt eingewobenen Fakten und Zitaten. Klar, manche PR-lastige Websites veröffentlichen sowas 1:1, aber in der Regel picken sich Journalist:innen das raus, was sie brauchen. Dabei sollte man es ihnen möglichst einfach machen. Deshalb:
2. Lange Lauftexte vermeiden. Text untergliedern, zum Beispiel mit sinnvollen Zwischenüberschriften oder nach Frage-Antwort-Schema (Was ist das Besondere an Produkt XY? Worum ging es bei dem Treffen? Usw.). Es soll schnell klar werden: Was ist der Kern der Meldung?
3. Zusätzlichen Absatz mit Hintergrundinfos (über Personen, Unternehmen, Zahlen und Fakten usw.). In UK heißt das "Notes to Editors". So spart man sich Rückfragen.
4. Ei paar wörtliche Zitate oder ein Kurz-Interview zur freien Verwendung mitliefern, z. B. "3 Fragen an...". Zitate als separaten Punkt aufführen.
5. Bilder, falls sie dazugehören, direkt in die Mail einbinden, damit man gleich sieht, ob es hier was zum Zeigen gibt. High-res als Downloadlink.
6. Nicht vom eigenen Wissensstand auf den der Empfänger:innen schließen. Fachwörter vermeiden oder erklären, einfach und gut lesbar schreiben.
7. Sorgfältig einen Email-Betreff wählen, der den Inhalt der Meldung auf den Punkt bringt und interessant klingt.