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Ich stimme insofern gerne zu, als dass unsere Politik an dieser Front, wie auch an vielen anderen, versagt. Was ich schwierig finde ist die Prämisse, die Verantwortung für Veränderung solle *nicht* bei der Zivilgesellschaft liegen. Ich lebe noch nicht unglaublich lange aber meine Beobachtung ist, dass unsere Politiker bei fast jedem Problem, dass sie anfassen mehr Schaden anrichten als Gutes.

Ich würde sogar argumentieren, dass wir wieder mehr dahin gehen sollten, dass die Menschen mehr Verantwortung für sich und ihr Umfeld, wie auch ihre Nachbarn übernehmen und sich zusammentun um das Leben für alle lebenswerter zu machen. Nur Eigenverantwortung kann zu einem glücklichen Leben führen.

Aufgezwungene Inklusion ist ein zweischneidiges Schwert und kann schnell zu Widerstand in den Köpfen und -viel schlimmer noch: Gefühlen führen.

Ich nehme jetzt einfach mal mich als Bsp.: ich bin mit einem (geistig)behinderten Bruder aufgewachsen den ich über alles Liebe. Trotzdem spüre ich immer wieder Berührungsängste gegenüber anderen Behinderten die ich treffe. Nicht selten schäme ich mich dafür. Doch politisch, gesetzlicher Zwang würde da, in meinem Fall mehr Schaden anrichten als irgend etwas anderes.

Würden mir - im Extremfall - zum Beispiel die vorgeschlagenen Sprachbilder aufgezwungen bzw. verboten werden, würde das vor allem zu einem führen: Groll. Meine Verantwortung wäre es dann diesen Groll nicht auf Behinderte im allgemeinen zu projezieren. Und im direkten Gegenüber würde mir das wohl auch gelingen aber im großen und Ganzen wäre es schwer mich dem zu entziehen. Mehr als Genug Menschen würden diesen Groll wahrscheinlich sogar direkt mit dieser Bevölkerungsgruppe in Verbindung bringen.

Ich stimme definitiv zu, dass wir mehr Bewusstheit für Sprache und Worte schaffen sollten! Doch dazu gehört für mich auch die Unterscheidungsfähigkeit ob jemand gerade wörtlich oder metaphorisch zu nehmen ist. Denn zB. mythische und mystische Sprachbilder tragen Kraft in sich (deswegen faszinieren uns Mythen und Sagen seit Anbeginn der Zeit), die verloren gehen würde wenn ich zB. blind durch unhinterfragt ersetzen würde denn das Bild und die einhergehenden Assoziationen gehen verloren. Was an andere Stelle wiederum gut und wichtig sein kann.

Zusammenfassend halte ich das Werkzeug der "Sprachpolizei" für eines was zwangsläufig scheitern muss. (Egal ob per Zwangsverordnung oder Aktivismus)

Für mich gilt es hier an beiden Enden zu arbeiten. Zum einen an emotionaler Bildung - Wer sich nicht angegriffen fühlt hat viel mehr Einfluss tatsächlich etwas zu ändern. Zum anderen ganzheitliche Bildung zum Thema freie und bewusste Sprache sowie zwischenmenschliche Kommunikation.

Oder: Wie verstehe ich was der andere meint anstatt mich wegen dem was er sagt angegriffen zu fühlen und wie kommuniziere ich so, dass der andere versteht was ich meine.

Und ja, dazu gehört auch darauf hinzuweisen, dass es in gewissen Texten und Reden von Vorteil sein kann auf solche Sprachbilder zu verzichten.

Danke für die Denkanstöße!

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Danke für die Gelegenheit

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Lieber Raul Krauthausen,

ich stimme Ihnen zu, nur fehlt mir die Frage nach dem "Wir", "Wir müssen..., dieses quasi majestetische "Wir", ich sag mal pluralis majestatis, wer verbirgt sich denn hinter dem handelnden Subjekt in diesem Satz?

LG

JJ

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