Hi und herzlich willkommen zu TextHacks! Diese Woche mit dem Thema: Feedback geben. Dazu eine Mini-Story: Vor drei Jahren kamen viele Menschen zu meinem Geburtstag, die sich gar nicht kannten. Nach einer halben Stunde hatten sie einen gemeinsamen Nenner gefunden und bildeten die Selbsthilfegruppe “Wir wollten AK nur kurz unsere Bewerbung schicken und die hat sie dann komplett zerstört und wir mussten sie ganz neu schreiben”.
Dabei halte ich mich eigentlich immer an die Regel: erst was positives sagen.
Aber ist das so schlau? Der Psychologe Adam Grant schreibt in seinem Newsletter:
Der Kompliment-Sandwich bedeutet: Erst was Positives sagen, dann die Kritik, dann mit Lob enden. Grant sagt: Das kann dazu führen, dass Leute das Lob gar nicht wahrnehmen, weil sie wissen, dass das nur eine Strategie ist und sich innerlich für die Kritik wappnen. Er schlägt stattdessen diese 4 Schritte vor.
Begründen, warum man Feedback gibt.
Augenhöhe herstellen.
Fragen, ob Feedback erwünscht ist
den Feedback-Ertragenden lieber fragen, wie er die Situation sieht, statt mit Lob zu manipulieren.
Was bedeutet das für Text-Feedback?
Halte nichts zurück bei deinem Feedback, sag lieber: Dieser Satz bin ich unsicher, was ist dein Gefühl? Ihr seid ein Team!
Begründet eure Kritik nicht mit eurer eigenen Meinung sondern der Zielgruppe. Also weniger: “Ich finde den Satz zu kompliziert”. Sondern lieber: “Diesen Satz verstehen unsere Leser nicht.” Oder: “Wir wollen, dass unsere Subscriber an der Zeile auf Instagram hängenbleiben.”
Stellt Augenhöhe her: Ich kenne das, das ist total schwer, so ein Thema einfach zu formulieren. Was mir geholfen hat…
Was, wenn Menschen eher zu nettes Feedback geben?
Ich kenne aus jungen Redaktionen das Problem: statt Kritik an Texten werden zwei Kommas gelöscht. Niemand möchte Gefühle verletzen oder Hierarchien missachten.
Am Ende gilt: Die Person, die einen Text abnimmt, ist genauso verantwortlich.
Macht euch klar: Kein Text ist perfekt, wenn die Abnahme super schnell geht, ist das kein Zeichen für eine gute Abnahme.
Sprecht offen in Konferenzen über Abnahmen und was eure Vorstellungen davon sind.
Erstellt Checklisten für Abnahmen.
Was hilft: Bedankt euch selber am Ende für Feedback! Und sagt, was euch besonders geholfen hat.
Und hier die Grundregeln für Textabnahme:
Seid konstruktiv: Überlegt euch selber mögliche Lösungen. Seid aber genauso offen für Lösungsvorschläge der Autor*innen…
Lest jeden Text zuerst auf Inhalt, dann auf Sprache, dann auf Rechtschreibung.
Inhalt: Habe ich alles verstanden? Was ist zu kompliziert? Was kann weg/kürzer?
Sprache: Ist das Zielgruppensprache? Gibt es Nominalstil? Füllwörter?
Rechtschreibung: Ballert den Text durch ein Tool, z.B. vom Duden.
Regel: Wenn ihr überlegt, ob etwas wegkann = weg damit
Das war’s für heute. Für alle übrigens, die sich für die nächsten Workshops interessieren und sich fragen, ob die Überschriften-Hacks auch für sehr trockene Texte funktionieren. Hier das Feedback von Teilnehmerin Theresa:
Im Intensivworkshop Überschriften sind schon fast die Hälfte der Tickets weg, falls ihr dort mehrere Leute anmelden wollt und noch auf Freigaben wartet, schreibt mir. In der Masterclass Überschriften sind immer Plätze frei.
Liebe Grüße, Anne-Kathrin
Ich bin auch keine Freundin vom Sandwich – es sei denn man kann es essen.
Was ich wichtig finde:
1. vorher die Bereitschaft abfragen, ob man Feedback jetzt geben darf. Manchmal passt ein anderer Zeitpunkt besser.
2. Der Satz "negatives Feedback ist besser als kein Feedback". Denn was Teams & Mitmenschen wirklich fertig macht, ist gar keine Resonanz auf die Arbeit.