Willkommen zu TextHacks! Diese Woche mit einem neuen Format: Ich ranke Satzzeichen, Platz 1 bis 9. Völlig subjektiv nach den höchstwissenschaftlichen TextHacks-Kriterien. Schickt mir eure Lieblingssatzzeichen in die Kommentare:
Platz 1: Der Bulletpoint
Ich liebe Listen, mit oder ohne Zahlen
Sie brechen langweilige Textstrukturen auf, das Auge bleibt hängen. Warum ist das wichtig? Weil Leute selten freiwillig ganze Texte lesen. Sondern mit den Augen scannen. Hack: Wenn dir was wirklich wichtig ist und die Info erst auf Seite 3 im Text kommt: Pack sie in Bulletpoints.
Platz 2: das Fragezeichen
Warum liebe ich das Fragezeichen? Weil spätestens seit Siri unser ganzes Leben aus Fragen und Antworten besteht. Fragen können unseren Text strukturieren. Wir können eine Frage in die Überschrift packen, die dann im Text beantwortet wird. Wir können mithilfe von Fragen Satzstrukturen aufbrechen. Du willst nicht jeden Absatz ähnlich beginnen? Fang mit einer Frage an.
Platz 3: der Punkt
Einfach mal öfter einen Punkt machen. Sachen stehen lassen. Nebensätze sparsam verwenden. Sich immer fragen: Brauche ich diesen Nebenaspekt wirklich?
Platz 4: der Bindestrich
Oft verwechselt mit Platz 5, dem Gedankenstrich. Hack: Hinter Bindestrichen kommt kein Leerzeichen. Sie verbinden Wörter, nicht Gedanken.
Liebe ich: Kreativ-zusammengesetzte-Bindestrich-Wörter. Die performen in meinen Betreffzeilen super.
Platz 5: der Gedankenstrich
Liebe ich: ebenfalls in Überschriften. Wer eine Geschichte erzählen will, braucht Platz in Überschriften. Und das gelingt in der Kombi: deskriptive Zeile plus spannendes Detail. Dazwischen ein Gedankenstrich.
Liebe ich nicht: in Einschüben. Wer sie nicht – um hier direkt ein Beispiel zu liefern – die Einschübe, die vor dem Verb stehen, das Gehirn konnte den Satz noch gar nicht verarbeiten – geschweige denn weiterdenken – da kommt ein Einschub. In der Literatur meinetwegen. In deskriptiven Texten: bitte streichen. Was wirklich wichtig ist, hat einen eigenen Satz verdient.
Platz 6: die Anführungszeichen
Liebe ich: in starken Zitaten.
Liebe ich nicht: um irgendwas “ironisches” in “Anführungszeichen” zu erklären.
Platz 7: das Ausrufezeichen
Sprecht die Leute direkt an! Und packt ans Ende das Ausrufezeichen! Wer unsicher ist: siezen oder duzen? Das könnt ihr umgehen, indem ihr das weniger anduzende IHR verwendet.
Liebe ich nicht: Mehr als ein Ausrufezeichen. Und Ausrufezeichen in anderen Satzarten. Oder wie meine Kollegin Michèle Loetzner in diesem Newsletter schrieb: Schrei mich nicht an!!!!
Platz 8: das Komma
Wo ein Komma drin ist, kann man kürzen.
Platz 9: die Klammer
Siehe Punkt 5 zum Thema Einschübe. Bitte keine Anmerkungen in Klammern mitten im Satz. Was wirklich erklärt werden muss, verdient einen eigenen Satz.
So, ich hoffe, euer Puls schlägt höher als euer Weihnachtsbaum. Widerspruch hier entlang:
Ansonsten hoffe ich, dass ihr die meisten Satzzeichen erst im neuen Jahr benutzen müsst. Ich freue mich aufs neue Jahr mit euch, im Januar feiern wir drei Jahre TextHacks!!! Ich bastele in den kommenden Tagen an neuen Folgen und Merch.
🎄🎄Anne-Kathrin🎄🎄
Je suis d'accord (ausser bei Punkt 9). Ich nutze Klammern in meinen Reportagen regelmässig für persönliche Kommentare oder Übersetzungen. C'est d'accord? (Einverstanden?)